Frau Rave weint?

23. Juli 2009 – 18 Uhr. Berichterstattung NDR 3 Fernsehen. Kurze Zusammenfassung der Landtagsdebatte um die Vertrauensfrage. Es werden Ausschnitte aus der Debatte gezeigt. Dann ein Schnitt – gezeigt wird Ute Erdsiek-Rave, wie sie mit einem Taschentuch knapp unterhalb der getuschten Wimpern entlangwischt. Der Eindruck wird erweckt, Frau Erdsiek-Rave weint. Kurz vorher wurde (von einem Sprecher im Off – ich muss das morgen in der NDR-Mediathek noch einmal anschauen) über die Entlassung der SPD-Minister gesprochen.

So war das aber nicht in der Fernseh Liveübertragung. Da hat Frau Erdsiek-Rave keineswegs geweint, als es um die Entlassung der SPD-Minister und um ihre Entlassung ging. PHC hat dazu ausdrücklich Stellung genommen, aber auch Ralf Stegner und FDP-Kubicke. Ich habe da nicht gesehen, dass Frau Rave weint.

Also.. der NDR hat die Wein-Szene mit einer zweiten Kamera aufgenommen und nachträglich an passender Stelle eingefügt.

Soo werden Nachrichten verfälscht.

Hier soll auf die Tränendrüse gedrückt werden und der Wähler soll die CDU nicht wählen.

Kerstin Tewes spricht dann noch von einem stillosen Rausschmiss – als sie um 18 Uhr Torsten Gerds als parlamentarischen Geschäftsführer interviewt. Ihm gegenüber gestellt wird Ralf Stegner, der sich in Wedel, im Schiff Batavia befindet. Er wird ausführlich befragt. Jammert rum, er würde persönlich angegriffen. Sagt aber nicht, von wem. Kann auch die FDP oder die Presse meinen. Tut so, als wäre er ein CDU-Opfer.

Später am Abend sieht man noch einmal die Szene mit der angeblich weinenden Ute Erdsiek-Rave. Diesmal hört man im Hintergrund die Stimme von Peter Harry Carstensen. Dann wird die Stimme lauter, der Ministerpräsident in Großaufnahme. Er redet überhaupt nicht von der Entlassung der Minister. Nein, er spricht von ganz anderen Sachen, er sagt gerade wörtlich: „Der Dauerkonflikt schadet Schleswig-Holstein“, und ist gerade inhaltlich an der Stelle seiner Rede, wo er vorzeitige Neuwahlen begründet.

Falscher Eindruck erweckt

Heute Vormittag schaue ich mir die Debatte im Kieler Landtag an. Es geht um den Antrag der CDU auf eine Auflösung des Landtags. Die Fraktionsvorsitzenden der Parteien stehen nacheinander am Rednerpult, CDU, SPD, FDP, Grüne und SSW. Das gesamte Kabinett ist anwesend. Und viele Staatssekretäre. Wer NICHTS sagt, ist der Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Kerstin Tewes vom NDR sagt nach der Sitzung, das sei auch so gewollt gewesen. Der Ministerpräsident hätte absichtlich die Reden während der Debatte um den Antrag den Landtagsabgeordneten überlassen.

Nachmittags  höre ich Nachrichten auf NDR-Info. Bericht über die Debatte in Kiel, Ralf Stegner hätte etwas gesagt und Peter Harry Carstensen hätte das abgelehnt oder zurückgewiesen, die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr. Ich denke, ich höre nicht richtig. Peter Harry Carstensen hatte während der gesamten Landtagssitzung nicht einmal das Wort ergriffen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hat als erster gesprochen und nicht noch einmal das Wort ergriffen, um für den Ministerpräsidenten zu sprechen. Vielleicht hat der Ministerpräsident ja nach der Debatte dieses oder jenes zu den Journalisten gesagt. Aber nicht während der Debatte. Ich habe die Live-Übertragung der gesamten Debatte gesehen. Ich weiß nicht, was der NDR-Redakteur gesehen hat. Auch die gleiche Debatte?

Heute Abend sehe ich im Fernsehen Ausschnitte aus der Debatte, ich glaube, es war im Schleswig-Holstein Magazin. Zu meiner Verwunderung wird erst der Redner Johann Wadephul gezeigt, dann Ralf Stegner, dann wieder Wadephul – es sieht so aus, als wenn dort eine Diskussion gezeigt wird. So war es aber gar nicht. Erst sprach Wadephul, dann Stegner, dann Kubicki, dann Hentschel, dann Spoorendonk. Dann war Schluss der Debatte. Keine Diskussion, keine Antworten.

Mit dieser Berichterstattung wurde der falsche Eindruck erweckt, als hätte es im Kieler Landtag einen Schlagabtausch zwischen Carstensen und Stegner gegeben.

SPD-nahe Berichterstattung

Freitag, 17.07.2009, auf NDR-Info werden zwischen 8 und 9 Uhr aktuelle Pressemeldungen verlesen. In der Regel versuchen die Journalisten ausgewogene Kommentare zu zitieren, man beleuchtet eine Sache von mehreren Seiten. Ich werde in der nächsten Zeit einmal genauer zuhören, ob ich mich da nicht täusche. Hier wird gezielt veröffentlichte Meinung – Medienmeinung – zitiert – so wie sie gerade passt. Die Zeitungskommentare zum Ende der großen Koalition in Kiel: 2 Zeitungen werden zitiert, die eine SPD-Meinung vertreten – eine Zeitung wird zitiert, die eine sowohl-als- auch Meinung vertritt. Also 2,5 pro SPD und 0,5 pro CDU.

Das wundert mich nicht. Die Mehrzahl der Journalisten fühlen sich der SPD nahe. Viele haben sogar ein SPD Parteibuch.  Nur ganz wenige bekennen sich zur CDU. Faire Berichterstattung – ausgewogene Berichterstattung bleibt da leider oft auch auf Druck von Chefredakteuren auf der Strecke.